Das Wägen und seine Bedeutung
Der Begriff “wägen” hat eine Bedeutung, die sich mit der des heute geläufigeren Wortes “wiegen” gleichsetzen lässt. Der Ausdruck “Wägetechnik” hört sich im ersten Augenblick fremd an. Wer das Gewicht bestimmter Dinge erfahren möchte, denkt ans Wiegen, nicht ans Wägen. Im professionellen Bereich ist “das Wägen” allerdings nach wie vor der exakte Terminus, wenn es darum geht, mithilfe einer Waage das Gewicht einer Masse zu bestimmen.
Wiegen oder wägen – eine Abgrenzung der Begriffe
Im deutschen Sprachgebrauch hat das Wort “wägen” an Bedeutung verloren. Die Sprache, ihre Wörter und deren Bedeutung befinden sich in einem ständigen Wandel. Selbst der Duden lässt beide Begriffe – wägen und wiegen – für die Gewichtsbestimmung gelten.
Dort wird das Verb “wiegen” als moderne, “wägen” als veraltete Variante eingestuft. Dennoch verwenden wir das Wort auch heute noch, zum Beispiel dann, wenn wir die Kriterien für eine Entscheidung abwägen oder die Anschaffung neuer Möbel etc. erwägen. Das Verb “wiegen” leitet sich dagegen von dem Begriff “Wiege” ab. Beispielsweise wiegt eine Mutter ihr Kind in den Schlaf.
Im professionellen Bereich hat der Begriff “wägen” seine Bedeutung allerdings klar beibehalten und wird hier auch standardmäßig verwendet. Händler, Konstrukteure und Hersteller von Waagen sprechen also grundsätzlich von der Wägetechnik.
Das Wägen und seine Bedeutung im Laufe der Zeit
In Ägypten wurde bereits vor mehr als 5.000 Jahren mithilfe einer gleicharmigen Balkenwaage Gewichte bestimmt, dies belegen Funde eindeutig. Die Entwicklung der Waage unterlag im Laufe der Zeit einem stetigen Wandel hin zur Verbesserung, Verfeinerung, Vereinfachung – wie so viele andere Dinge und Methoden auch.
Etwa 100 v. Chr. erfanden die Römer die Schnellwaage, die bereits mit einer Art Skala ausgestattet war. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten Dezimal- und Küchenwaagen; Ende des 19. Jahrhunderts wurden in den USA Waagen konstruiert, die gleichzeitig die Preise anzeigten. Das Zeitalter der elektronischen Waagen leiteten 1939 zwei amerikanische Ingenieure ein.
Die moderne Wägetechnik
Mechanische Waagen wurden im Laufe der Zeit sukzessive durch elektronische Waagen ersetzt. Die Technik ist robuster, preiswerter, arbeitet genauer und liefert schnellere Ergebnisse. Gewichtskraft lässt sich nicht direkt messen, daher sind elektrische Waagen in der Lage, diese Kraft in einen Weg oder eine Verformung umzuwandeln. Die Lösung liegt in der Regel in einer Feder oder in einem Biegebalken.
Das direkte und das indirekte Verfahren beim Wägen und ihre Bedeutung
Beim direkten Verfahren wird die Verformung der Feder oder des Biegebalkens über einen Dehnungsmessstreifen gemessen. Beim indirekten Verfahren wird eine Wegmessung vorgenommen. Diese erfolgt zum Beispiel über die Änderung der Kapazität eines Kondensators, sobald sich der Plattenabstand verändert.
Grundlagen der Wägetechnik
Waagen lassen sich heute in die unterschiedlichsten Kategorien einteilen, zum Beispiel nach ihrer Anwendung, ihrer Bauart und ihrer Genauigkeit. Das Wägen hat seine Bedeutung in allen erdenklichen Lebensbereichen, die von privater Anwendung über Gewerbe bis in die Industrie und Forschung reichen.
Bei modernen elektromechanischen Waagen werden vor allem zwei Sensor-Prinzipien eingesetzt. So gibt es Waagen mit Wägezellen, die anhand von Dehnungsmessstreifen arbeiten, und Waagen, die nach der elektromagnetischen Kraftkompensation arbeiten. Darüber hinaus existieren Waagen mit sensorischen Elementen, die entweder mit Schwingsaiten oder mit kapazitiven Sensoren arbeiten. Diese sind allerdings seltener zu finden.
Anforderungen an Waagen für präzise Ergebnisse
In vielen Bereichen hat das Wägen an Bedeutung eher gewonnen als verloren. Um möglichst präzise Ergebnisse zu erhalten, existieren klare Anforderungen. Und die Technik entwickelt sich rasant. So ist bei Waagen mit Wägezellen eine korrekte Einleitung der Last Voraussetzung und diese Lasteinleitung wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst: der Belastungsrichtung, dem Unterbau und den Einbauhilfen.
Wägezellen sollen möglichst nur in der vorgegebenen Belastungsrichtung verwendet werden. Unterlagen dürfen sich bei Belastung nicht verformen. Und dynamische Einbauhilfen kompensieren beim Wägen von Flüssigkeiten die Temperaturdehnung.
Waagen im Handel
Waagen, die im Handel im Einsatz sind, unterliegen der Eichpflicht. Die Kunden vertrauen auf klare Ergebnisse, das Wägen hat eine Bedeutung, die nicht unterschätzt werden darf.
Handelswaagen werden von den Eichämtern streng überwacht und alle zwei Jahre geprüft. Die eingesetzten Wägezellen unterliegen hinsichtlich Messabweichungen und Wiederholbarkeit hohen Anforderungen, die in der internationalen Empfehlung OIML R60 klar geregelt sind.
Die Wägezellen werden entsprechend zertifiziert; die Hersteller der Waagen verwenden ausschließlich Wägezellen der Qualitätsstufen C3 und C6. Diese erfüllen die Empfehlungen, die die Internationale Organisation für gesetzliches Messwesen mit Sitz in Paris herausgegeben hat.
Hinzu kommen die regelmäßigen Prüfungen der Eichämter, die den Handelswaagen präzise und zuverlässige Messergebnisse bescheinigen. Zu bedenken ist allerdings, dass die Eichung grundsätzlich unter vergleichsweise konstanten Umweltbedingungen stattfindet. Vor allem die Umgebungstemperatur ist in der Regel konstant. Die Internationale Organisation für gesetzliches Messwesen legt dagegen wesentlich strengere Prüfbedingungen zugrunde.
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Interessant, wie sich Wörter im Laufe der Zeit entwickeln. Das Wägen ist auf jeden Fall ein wichtiges und aktuelles Thema und betrifft alle. Ich finde den Unterschied zwischen “wiegen” und “wägen” sehr interessant! Daran hatte ich nie gedacht. Danke für den Beitrag!
Für mich sehr lehrreiche Erklärungen der Wägetechnik, der Bedeutung des “Wiegens” und “Wägens” und dem Wortgebrauch und seinen teilweise Wandel im Laufe der Zeit. Vielen Dank für Ihre Ausführungen!