Wägezelle Reparatur

Wie funktioniert eine Wägezelle?

In der Wäge­tech­nik spielt die Wäge­zel­le als Waa­gen­bau­stein eine zen­tra­le Rol­le. Sie ist eine spe­zi­el­le Art von Kraft­auf­neh­mer (auch Kraft­sen­sor) und kommt in ver­schie­dens­ten Arten von Waa­gen zum Ein­satz. Im Gegen­satz zum übli­chen Kraft­auf­neh­mer, der in New­ton (N) kali­briert ist, kann über die Wäge­zel­le mit Hil­fe eines Ana­log-Digi­tal-Wand­lers und eines ent­spre­chen­den Anzei­ge­ge­rä­tes das Gewicht in Gramm, Kilo­gramm und gar Ton­nen abge­le­sen wer­den. Da die­se Maß­ein­hei­ten im All­tag ver­wen­det wer­den, ist die Wäge­zel­le weit häu­fi­ger ver­brei­tet als der New­ton anzei­gen­de Kraftaufnehmer.

Aufbau und Funktion der Wägezelle

Wäge­zel­len als Herz­stü­cke moder­ner Waa­gen arbei­ten im Ver­bor­ge­nen, daher ist uns ihre Ver­brei­tung im All­tag meist nicht bewusst: Ob die Per­so­nen­waa­ge im Bade­zim­mer, die Waa­ge an der Fleisch­the­ke im Ein­kaufs­la­den, die Kof­fer­wa­ge am Flug­ha­fen beim Check-in oder eine in die Stra­ße ein­ge­las­se­ne Pkw- und Lkw-Waa­ge – über­all dort sind Wäge­zel­len im Einsatz.

Ein wich­ti­ges Ele­ment der Wäge­zel­le ist der Feder­kör­per: Es besteht aus sehr robus­tem Stahl oder auch Alu­mi­ni­um. Je nach der zu erwar­ten­den Last rich­tet sich die Grö­ße und auch die Form des Feder­kör­pers. Er muss auf die vor­ge­se­he­ne Belas­tung im Rah­men der vor­ge­se­he­nen Mess­grö­ßen mit Ver­for­mung reagie­ren, bei Rück­nah­me der Last aber auch wie­der in sei­ne Aus­gangs­form zurück­ge­hen. Er federt, wie der Aus­druck Feder­kör­per zum Aus­druck bringt, ohne aller­dings dabei immer noch wie eine klas­si­sche Feder auszusehen.

Die mecha­ni­sche Feder-Wäge­tech­nik gibt es schon lan­ge, man­che haben ja noch Küchen- oder auch Per­so­nen­waa­gen aus frü­he­ren Zei­ten zu Hau­se, die kei­ner Bat­te­rie zur Strom­ver­sor­gung bedür­fen. Der Schritt hin zur Elek­tro­ni­sie­rung in der Wäge­tech­nik erfolgt durch den soge­nann­ten Deh­nungs­mess­strei­fen, auch mit DMS abge­kürzt, der auf die Ober­flä­che eines moder­nen Feder­kör­pers auf­ge­bracht wird.

Dehnungsmessstreifen – durch Verformung zum elektronischen Signal

Genann­tes Foli­en-Bau­teil steht für den ent­schei­den­den Schritt in das Zeit­al­ter moder­ner und elek­tro­ni­scher Wäge­tech­nik. Hier­für wer­den elek­tri­sche Lei­ter in Mäan­der­form auf eine Folie auf­ge­tra­gen. Zieht sich die Folie aus­ein­an­der oder wird sie durch Stau­chung kom­pri­miert, dann ver­grö­ßern oder ver­klei­nern sich die Abstän­de der elek­tri­schen Lei­ter­bah­nen. Die DMS wer­den meist in einer Vie­rer­an­ord­nung, einer soge­nann­ten Wheatstone-Brü­cken­schal­tung, im Ring geschal­tet. Dabei wer­den die Mess­git­ter der Lei­ter­bah­nen ent­lang der erwar­te­ten Ver­for­mun­gen angeordnet.

Die Lei­ter­bah­nen machen eine ent­spre­chen­de Form­ver­än­de­rung des Feder­kör­pers unter Last ana­log mit. Dies wie­der­um führt zu mess­ba­ren Span­nungs­än­de­run­gen zwi­schen den Lei­ter­bah­nen. Durch Kali­brie­run­gen wer­den die­se Span­nungs­dif­fe­ren­zen in Anzei­gen der gewünsch­ten Mess­ein­heit gewan­delt. Der dafür und für Anzei­gen etc. not­wen­di­ge Strom muss zuge­führt wer­den, was erklärt, war­um moder­ne Personen‑, Brief- oder Küchen­waa­gen mit inte­grier­ten Deh­nungs­mess­strei­fen heu­te min­des­tens Bat­te­rien brauchen.

Ob ein Gegen­stand nun an eine Wäge­zel­le gehängt oder auf einer sol­chen plat­ziert wird, die erwar­te­te Belas­tung soll sich stets Rich­tung Erd­mit­tel­punkt an der Schwer­kraft ori­en­tie­ren.

Verschiedene Wägezellen im speziellen Einsatz

Je nach Anwen­dung, zu erwar­ten­der Last und äuße­ren Bedin­gun­gen gibt es unter­schied­li­che Arten von Wäge­zel­len. Die klas­sisch am häu­figs­ten ver­bau­ten Wäge­zel­len sind folgende:

  • Bie­ge­stab­wä­ge­zel­le: Hier wer­den meh­re­re Wäge­zel­len unter ein Stahl­kon­strukt ver­baut. Die­ses wird senk­recht von oben mit Mess­gut belastet.
  • Platt­form­wä­ge­zel­le: Model­le die­ser Art befin­den sich z.B. unter einer befahr­ba­ren Platt­form. Die Belas­tung erfolgt erneut von oben: Bei der Lkw-Waa­ge etwa wird das Fahr­zeug für den Wäge­vor­gang auf die Platt­form gesteuert.
  • Zug­last-Wäge­zel­le: Hier wird zu erfas­sen­des Gewicht an eine oder meh­re­re Zug­last-Wäge­zel­len gehängt, bei­spiels­wei­se bei einem Kran oder Lade­arm.
  • Druck­kraft-Wäge­zel­len wer­den wie Bie­ge­stab­wä­ge­zel­len so unter einer Flä­che ange­ord­net, dass von oben die zu wie­gen­de Last auf­ge­legt wer­den kann.

Je nach Art der Signal­über­tra­gung in den Waa­ge­bau­tei­len wird zwi­schen digi­ta­len und ana­lo­gen Wäge­zel­len unter­schie­den: Ers­te­re ver­fü­gen über eine inte­grier­te Elek­tro­nik, die das Mess­ergeb­nis ver­ar­bei­tet und geeig­net gewan­delt wei­ter­gibt. Die ana­lo­ge Wäge­zel­le braucht dafür ein wei­te­res Gerä­te­mo­dul – den Messverstärker.

Je nach Ein­satz und Anfor­de­rung müs­sen Wäge­zel­len sehr spe­zi­ell designt wer­den. Manch­mal kom­men dabei auch unge­wöhn­li­che Mate­ria­li­en und Schutz­ge­häu­se zum Ein­satz. Bei­spiels­wei­se müs­sen auf einem Fleisch­markt ein­ge­setz­te Waa­gen stän­dig inten­siv gerei­nigt wer­den. Dabei sol­len sie natür­lich kei­nen Scha­den neh­men. Auch an wei­te­re äuße­re Ein­flüs­se muss beim Ein­satz einer Wäge­zel­le gedacht werden.

Was beim Einsatz von Wägezellen zu beachten ist

Wäge­zel­len müs­sen in ihrem Ein­satz auch unge­wohn­te äuße­re Ein­flüs­se aus­hal­ten. Eine meist im Frei­en ein­ge­rich­te­te Lkw-Waa­ge trägt stark zu unser aller Sicher­heit im Stra­ßen­ver­kehr bei. Sie ist aller­dings auch Näs­se, Schmutz, Käl­te und Hit­ze aus­ge­setzt. Gegen vie­le Umwelt­ein­flüs­se hel­fen robus­te Gehäu­se und gute Verbauung.

Die Umge­bungs­tem­pe­ra­tu­ren sind aber das Haupt­pro­blem: Hit­ze oder Käl­te füh­ren zu Aus­deh­nung oder Kon­trak­ti­on von Mate­ria­li­en und auch zu Ver­än­de­run­gen der Wider­stands­wer­te in den Lei­tern der Deh­nungs­mess­strei­fen. Das beein­flusst die Mess­ergeb­nis­se. Die­se sol­len aber in Eis und Schnee genau­so zuver­läs­sig blei­ben wie in gro­ßer Hit­ze. Da Wäge­zel­len­tech­nik auch in Län­der mit extre­mem Kli­ma expor­tiert wird, sind in Wäge­zel­len aus­ge­tüf­tel­te Tech­ni­ken zur Tem­pe­ra­tur­kom­pen­sa­ti­on eingebaut.

Ein wei­te­rer Abwei­chungs­fak­tor kön­nen soge­nann­te “para­si­tä­re Kräf­te” sein. Der unge­wöhn­li­che Aus­druck will sagen, dass sich zusätz­li­che Kräf­te zur aus­schließ­lich an der Schwer­kraft ori­en­tier­ten und erwar­te­ten Haupt­kraft in die Wäge­zel­le ein­schlei­chen kön­nen. Neh­men wir bei­spiels­wei­se den Ein­satz einer Waa­ge unter einem Fließ­band: Hier kön­nen zusätz­lich zur zu mes­sen­den Schwer­kraft der Behäl­ter wei­te­re Kräf­te seit­lich oder von unten auf­tre­ten. Da sol­che die Mess­ergeb­nis­se einer Wäge­zel­le kom­plett ver­fäl­schen und unmög­lich machen kön­nen, müs­sen sol­che para­si­tä­ren Kräf­te ver­mie­den wer­den. Die­se wer­den durch ent­spre­chend sach­ge­rech­ten Ein­bau in spe­zi­el­le Gehäu­se und spe­zi­ell aus­ge­leg­te dämp­fen­de Modu­le verhindert.

FAQ zum Thema Wägezellen

Was sind Federkörper?

Die­se kom­men als zen­tra­le Bau­tei­le in Wäge­zel­len und auch Kraft­auf­neh­mern vor. Der Feder­kör­per ist ein je nach Waa­gen­grö­ße und ‑art gestal­te­tes und geform­tes Metall­stück, des­sen Form sich durch Gewichts­ein­wir­kung mess­bar ver­än­dert. Die Form­än­de­rung wird durch einen Deh­nungs­mes­strei­fen regis­triert und für Gewich­te im Bereich weni­ger Gramm bis meh­re­ren 1000 Ton­nen in ein elek­tro­ni­sches Signal umgewandelt.

Was sind typische Federkörperformen in einer Wägezelle?

Die Feder­kör­per­for­men rich­ten sich nach zu erwar­ten­der Last und Wägeart:

  • Für gerin­ge Las­ten wer­den Dop­pel­bie­ge­bal­ken, für gro­ße Las­ten wer­den Scher­stä­be oder Ring­tor­si­ons­fe­der­kör­per ver­baut. Für sehr hoch­wer­ti­ge Waa­gen und prä­zi­se Mess­ergeb­nis­se kom­men Mul­ti­bie­ge­bal­ken­fe­der­kör­per zum Einsatz.
  • Für sehr dyna­mi­sche Vor­gän­ge wie etwa in Sor­tier- und Abfüll­an­la­gen ist eine gute Dämp­fung wich­tig, die bis­lang mit Öldämp­fern, seit Neu­es­tem durch Ver­wen­dung einer Wäge­zel­len­kom­bi­na­ti­on aus stei­fen Mate­ria­li­en mit nach­ge­schal­te­ten elek­tro­ni­schen Fil­tern erreicht wird.

Was ist ein Dehnungsmessstreifen, auch DMS?

Der Feder­kör­per reagiert auf mecha­ni­sche Belas­tun­gen wie Druck, Gewicht oder Zug mit Deh­nung, Ver­for­mung oder Ver­satz. Der mit dem Feder­kör­per geeig­net ver­bau­te Deh­nungs­mess­strei­fen wan­delt die­se Mate­ri­al­än­de­run­gen in Ände­run­gen des elek­tri­schen Wider­stands um und macht sie so mess­bar. Durch eine geeig­ne­te Kali­brie­rung ergibt sich ein der Waa­ge und dem Ein­satz­ge­biet ent­spre­chen­der Mess­be­reich von Gramm bis Tonnen.

Was ist eine Drucklast-Wägezelle?

Sie wird sowohl für hohe als auch für gerin­ge Las­ten sehr häu­fig ver­baut und meist als modi­fi­zier­te mecha­ni­sche Bal­ken­waa­ge unter dem zu wie­gen­den Gegen­stand ange­ord­net. Wäh­rend ein Hebel­arm die Druck­last auf­nimmt, ist die ande­re Sei­te des Hebel­arms in einer Tauch­spu­le fixiert und wan­delt die Last in elek­tro­ni­sche Mess­da­ten um.

Was ist eine Zuglast-Wägezelle?

Ein hier­für kon­zi­pier­tes Modell einer Wäge­zel­le misst im Vor­gang ana­log zur erwähn­ten Druck­last-Wäge­zel­le ent­we­der ange­häng­te oder durch Zug ent­ste­hen­de Las­ten. Ein­satz sind über­wie­gend sta­ti­sche Wäge­vor­gän­ge in der Pro­zess­in­dus­trie sowie För­der­an­wen­dun­gen bei not­wen­di­ger­wei­se sehr prä­zi­sen Dosiervorgängen.

Hea­der­bild: © Shut­ter­stock / ANUCHA PALAMA

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