Wie oft muss man Waagen eichen?

Waagen rechtzeitig eichen lassen

Waa­gen sind wich­ti­ge Mess­in­stru­men­te zur exak­ten Bestim­mung der Mas­sen von Fest­kör­pern, Flüs­sig­kei­ten und sogar Gasen. Je nach Ein­satz der Waa­ge muss die Exakt­heit der Mes­sun­gen inner­halb einer vor­ge­ge­be­nen Tole­ranz gewähr­leis­tet sein. Dies ist nur mit geeich­ten Waa­gen mög­lich. Durch das amt­li­che Eichen einer Waa­ge kann ein Unter­neh­mer die Kor­rekt­heit sei­ner Mes­sun­gen garan­tie­ren. Dies hat vie­le recht­li­che, wirt­schaft­li­che und sicher­heits­tech­ni­sche Vor­tei­le. Lesen Sie in die­sem Text wie oft Sie Waa­gen eichen las­sen müssen.

Waage eichen lassen: Eichfähige Waagen

Um eine Waa­ge auf die Kor­rekt­heit ihrer Mess­fä­hig­keit über­prü­fen und nach­jus­tie­ren zu kön­nen, muss sie kon­struk­tiv dafür geeig­net sein. Digi­ta­le Küchen­waa­gen oder nor­ma­le Haus­halts­waa­gen sind bei­spiels­wei­se nicht oder nur in einem sehr gro­ben Umfang ein­stell­bar. Um die amt­li­che Eich­fä­hig­keit einer Waa­ge her­stel­len zu kön­nen, muss sie pas­send kon­stru­iert und in ihrer Eich­fä­hig­keit zer­ti­fi­ziert sein. Das macht eich­fä­hi­ge Waa­gen um eini­ges teu­rer als nor­ma­le Waa­gen, die für den unkri­ti­schen Gebrauch (bei­spiels­wei­se Haus­halts­waa­gen) vor­ge­se­hen sind.

Eich­fä­hi­ge Waa­gen gibt es in allen Mess­be­rei­chen: Mikro­gramm, Gramm, Kilo­gramm oder Ton­nen. Eine amt­li­che Eichung gibt die Prä­zi­si­on einer Waa­ge jedoch immer nur inner­halb einer gewis­sen Tole­ranz an. Je höher der Mess­be­reich einer Waa­ge ist, des­to wei­ter wird auch die Tole­ranz: Die Garan­tie über eine Gramm genaue Mes­sung einer ton­nen­schwe­ren Mas­se ist daher tech­nisch nicht umsetzbar.

Vorteile vom Einsatz von geeichten Waagen

In vie­len Berei­chen ist der Ein­satz einer geeich­ten Waa­ge gesetz­lich vor­ge­schrie­ben. Typi­sche Bei­spie­le sind Fein­waa­gen in der Her­stel­lung von kri­ti­schen Pro­duk­ten wie Phar­ma­zeu­ti­ka oder Spreng­stof­fen. Wo immer der Ein­satz von eich­pflich­ti­gen Waa­gen gefor­dert ist, wird dies auch vom Eich­amt kon­trol­liert. Wird bei der Kon­trol­le eine unge­eig­ne­te Waa­ge oder eine abge­lau­fe­ne Eichung fest­ge­stellt, kann das Eich­amt sogar ein Buß­geld verhängen.

Wesent­lich gra­vie­ren­der als die Geld­bu­ße durch das Eich­amt sind aber die Fol­gen, die aus dem Ein­satz unge­eich­ter Waa­gen ent­ste­hen kön­nen: Eine unge­naue Mes­sung führt zwangs­läu­fig zu Feh­lern bei der Dosie­rung. Vor allem bei Misch­pro­duk­ten, die exakt nach Rezep­tur her­ge­stellt wer­den müs­sen, haben bereits klei­ne Abwei­chun­gen schon gro­ße Aus­wir­kun­gen. Vor­ge­schrie­be­ne Eich­zy­klen sind somit nicht nur von Geset­zes wegen ein­zu­hal­ten, son­dern auch sinn­voll im Hin­blick auf die Qua­li­tät der Produkte.

Der Ein­satz von eich­fä­hi­gen Waa­gen ist in der Pro­zess­tech­nik daher häu­fig sei­tens der Kun­den gefor­dert. Sie geben damit sowohl den Her­stel­lern als auch den Abneh­mern von Misch­pro­duk­ten eine Garan­tie über die kor­rek­te Umset­zung der gewünsch­ten Rezep­tu­ren. Die Aktua­li­tät der Eichun­gen aller Mess- und Prüf­mit­tel ist bei die­sen Pro­duk­ten häu­fig eben­falls eine Lie­fer­be­din­gung. Bei Nicht­be­ach­ten kann dies zu emp­find­li­chen Ver­trags­stra­fen füh­ren. Kun­den ver­lan­gen daher Nach­wei­se dar­über wie oft die Waa­gen zum Eichen gege­ben wur­den. Typi­sche Ein­sät­ze von geeich­ten Waa­gen bei nicht-kri­ti­schen Berei­chen sind folgende:

  • Plas­ti­sche Bau­stof­fe: Zement, Mör­tel, Put­ze, Beton
  • Che­mi­sche Erzeug­nis­se: Far­ben, Rei­ni­gungs­mit­tel, Pflanzenschutzmittel
  • Metall­erzeu­gung: Zuschlags­stof­fe, Legie­rungs­be­stand­tei­le, Hilfs­stof­fe (z.B. Borax)

Dar­über hin­aus ist in der gesam­ten Mess- und Wie­ge­tech­nik der Ein­satz geeich­ter Waa­gen sinn­voll. Mit ihrer Hil­fe wird garan­tiert, dass der Kun­de tat­säch­lich die Pro­dukt­mas­se erhält, die er auch bestellt und für die er bezahlt hat. Auch hier­zu kann es immer wie­der pas­sie­ren, dass ein Kun­de einen Nach­weis dar­über ver­langt, wie oft die Waa­gen zum Eichen ein­ge­reicht wur­den. Dazu stellt das Eich­amt auf Wunsch einen soge­nann­ten “Eich­schein” aus. Die­ser ist zwar kos­ten­pflich­tig, dafür aber ein gül­ti­ges Doku­ment, wel­ches genau angibt, wann die Waa­ge geeicht wurden.

Wie oft Waagen eichen: Einflüsse auf die Wiegepräzision

Die Prä­zi­si­on einer Waa­ge nimmt im Lau­fe der Zeit ab. Dabei ist es uner­heb­lich, wie inten­siv oder sel­ten die Waa­ge ver­wen­det wird. Auch wenn nach dem letz­ten Eichen von Waa­gen, das Mess­ge­rät nicht ver­wen­det wur­de, kann sie sich zum nächs­ten Ter­min schon wie­der ver­stellt haben. Die Ursa­che dafür liegt in der Kon­struk­ti­on der Waa­gen. Es gibt zwar unter­schied­li­che Ansät­ze zur Kon­struk­ti­on einer Waa­ge (mecha­nisch, elek­tro­me­cha­nisch, hydrau­lisch…), sie reagie­ren aber rela­tiv gleich blei­bend emp­find­lich auf die Umwelt­ein­flüs­se. Typi­sche Ein­fluss­fak­to­ren, wel­che die Eichung von Waa­gen inter­vall­mä­ßig erfor­der­lich machen, sind folgende:

  • Vibra­tio­nen
  • Warm-Kalt-Wech­sel
  • Ein­drin­gen­de Luftfeuchtigkeit

Die­se Fak­to­ren wir­ken sowohl auf die emp­find­li­che Mecha­nik, als auch auf die Elek­tro­nik der Waa­gen und las­sen sie mit der Zeit, auch ohne Gebrauch, an Prä­zi­si­on ver­lie­ren. Wenn Sie die Waa­ge aber eichen las­sen, wird damit die vol­le Betriebs­be­reit­schaft und Prä­zi­si­on inner­halb des bestim­mungs­ge­mä­ßen Gebrauchs über das gan­ze Eich­in­ter­vall garan­tiert. Bei über­mä­ßi­gem Gebrauch oder bei regel­mä­ßi­gem Über­schrei­ten der zuläs­si­gen Höchst­ge­wich­te der Waa­ge kann sie jedoch auch inner­halb des Eich­in­ter­valls bereits an Prä­zi­si­on verlieren.

Bei der Fra­ge wie oft die Waa­gen zu eichen sind, ist des­halb auch ein ver­ant­wor­tungs­vol­ler Umgang mit dem Mess­ge­rät erfor­der­lich. Wenn eine Waa­ge über­mä­ßig belas­tet wird, soll­ten die Eich­in­ter­val­le vor­sorg­lich ver­kürzt wer­den, um die Messprä­zi­si­on auf einem gleich­blei­bend hohem Niveau zu halten.

Waage eichen lassen: Gesetzliche Vorgaben

Die Fra­ge, wie oft eine Waa­ge eichen zu las­sen ist, wird in der Richt­li­nie 90/384/EWG und im §34 der Mess- und Eich­ver­ord­nung – Mes­sEV geregelt:

§ 1.4 90/384/EWG gibt an, dass ein “Bau­mus­ter” – also eine als “eich­fä­hig” aner­kann­te Waa­ge – zehn Jah­re nach Aner­ken­nung durch inter­vall­mä­ßi­ge Eichung betriebs­be­reit gehal­ten wer­den kann. Eine Ver­län­ge­rung der eich­fä­hi­gen Aner­ken­nung des Bau­mus­ters ist um wei­te­re zehn Jah­re möglich.

Wird das Bau­mus­ter grund­le­gend tech­nisch ver­än­dert, bei­spiels­wei­se durch den Umbau von einem ana­lo­gen auf ein digi­ta­les Dis­play, kann die Beschei­ni­gung der Eich­fä­hig­keit auf zwei Jah­re begrenzt, jedoch auch um drei Jah­re ver­län­gert wer­den. Aber wohl­ge­merkt – dies beant­wor­tet nicht die Fra­ge, wie oft Waa­gen zu eichen sind, son­dern gibt nur an, wie lan­ge eine ein­mal als eich­fä­hig aner­kann­te Waa­ge nach­ge­eicht wer­den kann.

§34 “Eichfrist” der Mess- und Eichverordnung – MessEV gibt an, wie oft Waagen zu eichen sind.

  • Gene­rell beträgt die Eich­frist zwei Jah­re für alle eich­pflich­ti­gen Waagen.
  • Waa­gen mit einem Mess­be­reich von drei Ton­nen oder mehr müs­sen nur alle drei Jah­re geeicht werden.
  • Waa­gen in Kran­ken­häu­sern zum Wie­gen von Per­so­nen (außer Bet­ten­waa­gen, jedoch ein­schließ­lich Baby­waa­gen) müs­sen nur alle vier Jah­re geeicht werden.

Die Durch­füh­rung der Eichung darf nur durch akkre­di­tier­te Prüf­stel­len bzw. durch das Eich­amt vor­ge­nom­men werden.

Hea­der­bild: © Shutterstock/ Zden­ko Mlinar

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